Die Strom- und Wärmeversorgung in Potsdam sollte schon 2030 und nicht erst 2050 fossilfrei sein, fordert die Initiative „Tschüss Erdgas!“ . In der Hauptstadt Brandenburgs möchte der Energieversorger EWP (Energie und Wasser GmbH) noch ein neues Erdgaskraftwerk bauen. Deshalb legt die Initiative den Fokus ihres Bürgerbegehrens darauf, den Lock-In in diesen fossilen Rohstoff zu verhindern. Von der Stadt und EWP fordert sie daher ambitioniertere Klimaziele und den Ausstieg aus dem Erdgas.
Gerade weil Potsdam international als renommierter Wissenschaftsstandort der Klimaforschung dasteht und die Stadt 2019 den Klimanotstand ausgerufen hat, fordert die Initiative den Ausstieg aus fossilen Rohstoffen vorzeitiger anzugehen. Bisher sieht der Masterplan für 100% Klimaschutz der Stadt Potsdam vor, bis 2050 die Strom- und Wärmeversorgung zu de-karbonisieren. Die Initiative rechnet damit, dass noch bis 2045 Erdgas zur Wärmeversorgung verwendet wird. Um schon 2030 eine fossilfreie Strom- und Energieversorgung in Potsdam zu haben, bemüht sie sich deshalb um einen Bürgerentscheid.

Die Strom- und Wärmeversorgung in Potsdam wird zurzeit hauptsächlich vom erdgasbetriebenen Heizkraftwerk Süd geleistet. Derzeit produziert es 75% des Stroms und 85% der Fernwärme. Da die Laufzeit des Kraftwerks 2030 ausläuft, muss bis dahin Ersatz geschaffen werden. Im Gespräch ist ein neues Erdgaskraftwerk, das perspektivisch auch mit grünem Wasserstoff betrieben werden könnte. Das wäre zum einen ein Festhalten an klimaschädlichen fossilen Rohstoffen, und würde zum anderen die Heizkosten steigern, da grüner Wasserstoff sehr teuer ist. Für einen früheren Ausstieg aus Erdgas müsste die Stadt Potsdam mit der EWP eine kommunale Wärmeplanung durchführen und auf klimafreundliche Technologien und eine dezentrale Versorgung setzen.
Die Initiative ist seit September 2022 in der Phase der Unterschriftensammlung. Bis zum nächsten September müssen sie insgesamt 18.000 Unterschriften sammeln, damit sich die Stadtverwaltung mit dem Begehren auseinandersetzen muss. Wenn die Forderungen nicht angenommen werden, kommt es dann zum Bürgerentscheid. Um genügend Unterschiften zusammen zu kriegen, gehen die Aktiven zu vielen Veranstaltungen und auf die Straße. Außerdem machen sie auf sich aufmerksam, indem sie die Pläne der Stadt und von EWP zur Wärmewende kritisieren. Ihr offener Brief vom Februar bekam bereits viel Unterstützung von anderen Umweltorganisation und Einzelpersonen aus der Wissenschaft und der Politik. In der heißen Phase bis September wünschen wir „Tschüss Erdgas!“ viel Freude und Erfolg!