WÄRME. WISSEN. KOMPAKT.: Power-to-Heat

  12. September 2023 Aktuelles

Erneuerbarer Strom wird für die Wärmeversorgung in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Zum einen werden Wärmepumpen damit betrieben, um die Temperatur von Warmwasser anzuheben. Zum anderen kann damit in einem Elektrodenheizwasserkessel Wasser erhitzt werden. Diese Verfahren wird in der Wärmeversorgung Power-to-Heat genannt. Es ist weniger effizient als der Einsatz von Wärmepumpen. Sinnvoll wird es dennoch, um überschüssigen erneuerbaren Strom nicht zu verschwenden.

Elektrodenheizwasserkessel bieten sich in großen Erzeugungsanlagen an. Vorstellen kann man sich diese Technologie wie einen großen Tauchsieder. Es handelt sich dabei um ein Elektrolyseverfahren, bei dem eine elektrische Wechselspannung in den Kesseln angelegt wird. Durch den elektrischen Widerstand wird das Wasser erhitzt. Im Gegensatz zu einer Wärmepumpe ist der Wirkungsgrad geringer. Aus 1kWh Strom wird nur knapp 1 kWh Wärme. Dennoch sind Power-to-Heat-Anlagen ein Baustein der zukünftigen Wärmeversorgung. Sie haben den Vorteil, dass sie kostengünstig, vergleichsweise kompakt und flexibel regelbar sind. Darüber hinaus können sie eine große Wärmeleistung umsetzen, um sie ins Fernwärmenetz einzuspeisen.

Nutzbarmachung überschüssigen Stroms

Entscheidend ist aber vor allem ihr Beitrag zur Stabilisierung des Stromsystems. Durch den steigenden Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in Deutschland nimmt auch die Fluktuation der Stromeinspeisung zu. Die erneuerbaren Stromquellen richten ihre Einspeisung nicht nach dem Strombedarf der Verbraucher, sondern sind wetterabhängig. Dies führt dazu, dass zeitweise deutlich mehr Strom in die Netze eingespeist wird, als zur gleichen Zeit verbraucht wird. Statt den wertvollen erneuerbaren Strom abzuregeln, kann er von Power-to-Heat-Anlagen aufgenommen und als Wärme gespeichert werden. Da Strom vor allem im Gegensatz zu Wärme eine sehr hochwertige Energieform ist, sollte sich der Einsatz von Power-to-Heat auf die Verwendung von Überschussstrom aus erneuerbaren Energien beschränken.

Bereits jetzt werden erneuerbare Energien zur Stabilisierung der Netze abgeregelt. Im ersten Halbjahr 2022 waren es 5,4 TWh. Dieser Strom fällt regional sehr unterschiedlich an. Bei dieser Strommenge ist zudem zu bedenken, dass in diesem Zeitraum weiterhin fossile Erzeugungsanlagen am Stromnetz waren. Denn im gleichen Zeitraum lag der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung nur bei 49%. Schätzungen für das Jahr 2035 gehen von jährlich zur Verfügung stehendem Überschussstrom in der Höhe von 20 TWh aus. Zwar ist davon auszugehen, dass Power-to-Heat-Anlagen insgesamt keine zentrale Rolle bei der Wärmebereitstellung spielen werden. Regional können sie jedoch für einen gewissen Zeitraum ein wichtiger Baustein zur Nutzung von erneuerbarem Strom sein.

Praxisbeispiel „Nutzen statt Abregeln“

Aufgrund bestehender Netzengpässe kann erneuerbarer Strom, meist Windstrom von der Küste, zeitweise nicht vollständig abtransportiert werden. Um eine Abregelung des erneuerbaren Stroms zu vermeiden, entstanden in Kooperation mit dem Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz zwei Power-to-Heat-Anlagen in Mecklenburg-Vorpommern und in Hamburg. Betrieben werden sie jeweils gemeinsam von den Stadtwerken Parchim beziehungsweise der Getec und 50Hertz. An beiden Standorten wurden Elektrodenkessel gebaut, die mit den bestehenden Blockheizkraftwerken gekoppelt wurden. Kommt es zu einem Überangebot an Strom aus den Windparks auf dem Meer oder an Land, ersetzen sie die konventionellen Anlagen. Dies ist möglich, weil 50Hertz als Netzbetreiber vollen Zugriff auf die Anlagen hat und sie systemdienlich zur Netzsteuerung nutzen kann. So kann das Stromsystem entlastet werden und Haushalte werden mit grüner Wärme versorgt.

 

Mehr zu Power-to-Heat findet ihr hier.

Beitragsbild von Freepik.

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