Sozialverträglich und klimafreundlich: Umweltorganisationen fordern Rückkauf des Berliner Fernwärmenetzes
Eine Riesenchance für Berlin: Die Hauptstadt kann sich ihr Fernwärmenetz und die dazu gehörenden Kraftwerke zurückkaufen. Bisher sind diese in der Hand von Vattenfall. Doch der schwedische Energieriese hat einen Verkauf in Aussicht gestellt. Eine heute gestartete Petition fordert jetzt von Bürgermeisterin Franziska Giffey, das Fernwärmenetz und die dazu gehörenden Kraftwerke schnellstmöglich zurückzukaufen.
Das sei die Gelegenheit, das Netz schnellstmöglich auf erneuerbare Wärme und Abwärme umzustellen und damit klimafreundlich und sozialer zu machen, erklärt Michael Efler, Vorstand von BürgerBegehren Klimaschutz und Initiator der Petition:
„Die Berliner Fernwärmeversorgung besteht derzeit zu über 90% aus Kohle und Erdgas. Zwar will Vattenfall aus der Steinkohlenutzung aussteigen, doch ist dafür vor allem ein Umstieg auf Erdgas vorgesehen. Erneuerbare Wärme und Abwärme kommt viel zu kurz. Mit dem Rückkauf können wir in Berlin bis 2035 komplett aus fossilen Energieträgern aussteigen. Die aktuellen politischen Ereignisse und die steigenden Gaspreise machen nur zu deutlich, wie wichtig das ist.“
Berliner Umwelt- und Klimaorganisationen wie Greenpeace Berlin und FridaysForFuture unterstützen die Petition. Doch durch einen Rückkauf könnte die Wärmeversorgung in Berlin nicht nur klimaneutral, sondern auch sozial verträglicher werden, erläutert
Lisa Kadel, Campaignerin bei BürgerBegehren Klimaschutz:
„Der Rückkauf der Fernwärme ist für Berlin die Chance, Gemeinwohlinteressen über Profite zu stellen. Als Eigentümerin kann das Land konsequent ein sozial-ökologisches Kostenmodell durchsetzen, wie es auch auf Bundesebene bei der Stromversorgung geplant ist.“
Dabei würde ein bestimmter Grundverbrauch zu günstigen Preisen angeboten. Der darüberhinausgehende Verbrauch wäre dann deutlich teurer, sodass den Nutzer:innen Einsparanreize gegeben werden. Erzielte Gewinne können dann in Modernisierungen oder günstigere Preise investiert werden statt an Aktionär:innen zu fließen.
Mit dem erfolgreichen Rückkauf der Wasserbetriebe sowie des Stromnetzes hat das Land Berlin bereits Erfahrung mit Rückkäufen ehemals privatisierter Unternehmen und damit Erfolge für die Berliner:innen und den Klimaschutz erzielt. Dass ähnliche Erfolge auch im Wärmebereich möglich sind, zeigt das Beispiel Hamburg: Nach dem Rückkauf des dortigen Fernwärmenetzes werden jetzt ambitionierte Projekte zur Abwärmenutzung aus Industrie- und Kläranlagen umgesetzt und die Speicherkapazitäten ausgebaut.
Die Petition kann online unterschrieben werden und richtet sich direkt an die Regierende Bürgermeisterin von Berlin Franziska Giffey, die Senator:innen Stephan Schwarz und Bettina Jarasch sowie Vattenfall Wärme-Vorstandsvorsitzendem Christian Feuerherd.
Im Oktober startet BürgerBegehren Klimaschutz e.V. zudem eine Online-Seminarreihe zum Thema Wärmewende. Sie steht allen Menschen offen, die sich über kommunale Wärmeplanung, Möglichkeiten der Beteiligung und verschiedenen Optionen der Wärmeversorgung (z.B. Wärmepumpen, Wasserstoff, etc.) informieren wollen. Zur Anmeldung.
Pressekontakt
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Rabea Koss
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Unterstützende Organisationen
- Greenpeace Berlin
- FridaysForFuture
- Klimaneustart Berlin
- Deutsche Wohnen und Co. enteignen
- PowerShift
- GasExit
- Plenum des Berliner Energietisches