Einen großen Erfolg für die Verkehrswende gab es am 09. Juni 2024 in Erlangen zu feiern. Mit knapper Mehrheit wurde in einem Bürgerentscheid für die Umsetzung der Stadt-Umland-Bahn (StUB) gestimmt, die Erlangen mit Nürnberg und Herzogenaurach verbinden soll. Das größte Straßenbahn-Neubauprojekt Deutschlands kann damit kommen.
In dem gekoppelt mit der Europawahl stattfindenden Bürgerentscheid stimmte eine Mehrheit von 52,4 Prozent der Bürger*innen für den Bau einer Stadt-Umland-Bahn. Sie soll als Verlängerung der Nürnberger Straßenbahn auf insgesamt 26 Kilometern Strecke nach Erlangen und weiter nach Herzogenaurach führen und damit den ÖPNV in der Metropolregion entscheidend stärken. Der Betrieb soll im Jahr 2031 starten. Ein breites Bündnis aus Umweltverbänden, Unternehmen, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), IHK, DGB, SPD, Grünen und der bayrischen Staatsregierung hatte intensiv für das Projekt geworben.
Meilenstein für klimafreundliche Mobilität
Die Stadt Erlangen, mit der Universität und vielen großen Unternehmen ein wichtiges Wirtschaftszentrum, leidet seit langem unter starkem Pendler*innen-Individualverkehr – mit entsprechend negativen Auswirkungen auf Klima, Umwelt und Lebensqualität. Der Bau der Straßenbahn bietet das Potenzial zum umweltfreundlichen Umlenken dieser Pendler*innenströme, pro Jahr sollen 47 Millionen PKW-Kilometer auf den ÖPNV verlagert werden können. Für den Ausbau klimafreundlicher, barrierearmer und attraktiver Mobilität in der Metropolregion ist die StUB ein Meilenstein, entsprechend positiv wurde die Entscheidung von Klimaschützer*innen aufgenommen.
Bis zuletzt war das Projekt stark umstritten, Gegner*innen hatten insbesondere die hohen Kosten und die befürchtete Beschneidung des Autoverkehrs kritisiert. Die Kosten werden allerdings ohnehin zu 90 Prozent vom Land Bayern und dem Bund übernommen.
Lebendige Demokratie
Nicht nur für den Klimaschutz, auch für die Beteiligungskultur war der Bürgerentscheid zur StUB ein positives Signal. Sowohl die hohe Wahlbeteiligung von 73,6 Prozent als auch das begleitende Dialogforum im Vorfeld des Bürgerentscheids sind Ausdrücke lebendiger Demokratie. Wie das Beispiel Erlangen zeigt, können Bürgerentscheide als Mittel der Konfliktbefriedung dienen – die Gegner*innen des Projektes im Stadtrat haben bereits angekündigt, das Ergebnis der Abstimmung anzuerkennen und bei der weiteren Umsetzung konstruktiv mitzuarbeiten.
Bildquelle: Claus Hirche / ZV StUB
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