Da Flüsse und Seen auch im Winter über deutlich höhere Temperaturen als die Umgebungsluft verfügen, sind hervorragende Wärmelieferanten für eine erneuerbare Wärmeversorgung. Potenzialstudien haben gezeigt, dass Fluss- bzw. Seewärmepumpen einen signifikanten Beitrag zur Deckung des Fernwärmebedarfs leisten können.
Um die Wärme aus den Gewässern für die Fernwärmeerzeugung nutzbar zu machen, wird das Flusswasser abgekühlt und somit Wärmeenergie entzogen. Die Flusswärme wird mittels einer Hochtemperatur-Wärmepumpe auf ein höheres Temperaturniveau gebracht und kann dann in das Fernwärmenetz eingespeist werden. Das Flusswasser hat eine bessere Wärmespeicherkapazität als Luft und reagiert weniger stark auf kurzfristige Wetter- bzw. Temperaturveränderungen.
Grundsätzlich kann den Flüssen nur so viel Wärme entzogen werden, dass sich dies
nicht nachteilig auf das Ökosystem auswirkt. In der Regel ist wasserrechtlich eine Abkühlung des Flusswassers um drei Kelvin erlaubt, die Berliner Potenzialstudie geht in ihrer konservativen Berechnung von einer Absenkung der Temperatur des gesamten Fließgewässers von 0,5 Kelvin aus.
In Mannheim und in Heidelberg, welche über ein gemeinsames Fernwärmenetz verbunden
sind, sollen Flusswärmepumpen gebaut werden. In Mannheim ist der Spatenstich für eine erste Flusswärmepumpe bereits erfolgt. Wie es dazu kam und auf welche Art mehrere Klimainitiativen maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt waren, erklärt die BUND Umweltberaterin Amany von Oehsen im Interview mit BürgerBegehren Klimaschutz e.V..
Mehr zur Flusswärmepumpe findet ihr im entsprechenden Factsheet.
Interview mit Amany von Oehsen
Wie kam es zu dem Bau der Flusswärmepumpe in Mannheim?
Zur Flusswärmepumpe in Mannheim existierten Überlegungen der MVV Energie AG schon im
Jahre 2014, um den Anteil grüner Fernwärme zu steigern. Leider waren Kohle, Öl und Gas lange Zeit so billig, dass sich die Flusswärmepumpenicht wirtschaftlich konkurrenzfähig betreiben ließund es gab es für das Projekt über Jahre hinweg keine Fördermittel. Anlass den Flusswärmepumpenbau in Mannheim 2021 endlich zu beginnen, war einerseits der steigende CO2-Preis und die auf Bundesebene vorgezogenen Klimaziele. Auch der Druck durch Umweltverbände und Zivilgesellschaft und das Bemühen um ein grünes Image dürften eine Rolle gespielt haben. Ferner wurde es möglich, ein Förderprogramm der Regierung für den Bau der Flusswärmepumpe zu nutzen.
Wer betreibt die Flusswärmepumpe und wie wird sie genutzt?
In Mannheim wird die Flusswärmepumpe durch die Grosskraftwerk Mannheim AG im Auftrag der MVV gebaut und durch die MVV betrieben. Nach Aussage der MVV soll die Flusswärmepumpe nicht mit Steinkohlestrom sondern mit Ökostrom versorgt werden. Für die Flusswärmepumpe wird
ein Teil des Rheinwassers entnommen, um 3°C abgekühlt und anschließend wieder eingeleitet. Der Standort der Flusswärmepumpe liegt am Großkraftwerk Mannheim, dort gibt es eine Flusswasserentnahmegenehmigung, die bisher nur für das GKM genutzt wurde und nun auch für die Flusswärmepumpe genutzt werden soll. Es wird keine Abwärme des Kraftwerks durch die Flusswärmepumpe zurückgewonnen, es handelt sich um reine Umweltwärme, die gewonnen wird.
Welchen Anteil haben Klimainitiativen am Bau der Flusswärmepumpe in Heidelberg?
Dass in Heidelberg nun auch nach einem Standort für Flusswärme gesucht wird, ist auf eine vom BUND Heidelberg beauftragte Studie zum Potenzial erneuerbarer Wärmeerzeuger zurückzuführen und die anschließende Öffentlichkeitsarbeit durch BUND, die Initiative Heidelberg kohlefrei und Fridays for Future. So konnte der Kommunalpolitik das große Potenzial der Flusswärme vor Augen geführt werden. Dies erforderte jedoch einen langen Atem über zwei Jahre hinweg.
Dipl. -Phys. Dr. - Ing. Amany von Oehsen
– Umweltberaterin beim BUND Heidelberg, Energieberaterin im Ingenieurbüro epotenziale sowie
Mitbegründerin der Initiative Heidelberg kohlefrei.
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