Zukunft. Klima. Demokratie. – Solidarität statt Populismus
Ein Rückblick auf die Podiumsdiskussion mit Leonel Richy Andicene, Franziska Sperfeld, Dante Davis und Dr. Jan Skudlarek, mit Input von Dr. Axel Salheiser am 29.10.2024.
Dienstag, Potsdam, 17 Uhr. Der Reimar-Gilsenbach – Saal im Haus der Natur hat sich gefüllt, der Livestream läuft und die Plätze auf dem Podium sind eingenommen. Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „Zukunft. Klima. Demokratie.“ geht es an diesem Abend um „Solidarität statt Populismus“ und die Frage, wie alle Bürger*innen für eine umfassende ökologische Transformation abgeholt werden können.
Die Ausgangslage dafür ist nicht ganz einfach, beschreibt Leonel Richy Andicene, Vorsitzender der Jusos Brandenburg. Auch aus seinen Erfahrungen im Wahlkampf schließt er, dass das Verständnis für die nötigen Klimaschutzmaßnahmen vielerorts sinke. Im Vergleich zu den vielverbrauchenden Unternehmen und Multimillionären erscheinen individuelle Einschränkungen unfair und gefühlt sind wohl andere Krisen gerade so viel wichtiger.
Die Narrative, die den Diskurs beherrschen
Dr. Jan Skudlarek, Autor und Philosoph, sieht genau bei diesen gefühlten Wahrheiten das Problem, wenn Populist*innen diese verstärken und für schnelle Wahlerfolge ausnutzen. Um dagegen anzukommen, müssten Desinformationen (besonders auch in den sozialen Medien) entlarvt, aber auch neue, positive und konstruktive Narrative geschaffen werden.
Auch sollte niemand aus diesen Narrativen ausgeschlossen werden, führt Dante Davis, Projektkoordination „ConnACTion“ bei der BUNDjugend, aus. Es gilt, besonders auch Personen, die rassistisch benachteiligt sind, und auch oft von Umweltfolgen ebenfalls stärker betroffen sind, eine Stimme im Diskurs zu geben.
„Wie macht man Klimagerechtigkeit cool?“
Diese Frage stellt Andicene und liefert auch schnell seine Antwort. Es ginge darum, die Verteilungsfrage wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Dass die Personen und Unternehmen, die das Klima durch ihr Handeln mehr zerstören auch mehr für die Transformation zahlen sollten, dahinter könne man eine Mehrheit versammeln.
Franziska Sperfeld, Leiterin des Fachgebiets Umweltrecht und Partizipation am Unabhängigen Institut für Umweltfragen (UfU), betont, dass die Aufhaltung des Klimawandels für die meisten Bürger*innen durchaus noch ein wichtiges Ziel sei. Daher müsse man zeigen, wie Klimaschutz, besonders auf der lokalen Ebene möglich und auch vorteilhaft sein kann. Eine „Perspektive der Machbarkeit“, so nannte es auch Skudlarek, sollte den Bürger*innen aufgezeigt werden.
Wie Beteiligung helfen kann
Um Bürger*innen mitzunehmen bei dieser Transformation, so Sperfeld, brauche es Räume der Beteiligung, die für alle offenstehen und einladen. Losbasierte Instrumente könnten dafür sorgen, dass verschiedene Perspektiven Gehör finden können. Davis fügt hinzu, besonders wichtig wären Räume für Personengruppen, die oft nicht gehört werden, z.B. junge Menschen oder marginalisierte, von Rassismus betroffene Personen.
Auch Dr. Axel Salheiser, Co-Autor des Buchs "Klimarassismus" und wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ), betont in seinem Impulsvortrag, wie wichtig partizipative Formen der kollektiven Meinungsbildung und -aushandlung sind, um gegen populistische und demokratiefeindliche Strömungen zu wirken und Solidarität zu leben.
Resümieren lässt sich: Um alle Bürger*innen mitzunehmen bei den notwendigen Maßnahmen für den Schutz des Klimas, gilt es, nicht rechten und populistischen Erzählungen hinterherzulaufen, sondern neue, positive Narrative zu schaffen, die auch wieder begeistern können. Es braucht offene Räume der Beteiligung, in denen auch Stimmen aus marginalisierten Gruppen zu hören sind, um gerechten Klimaschutz und Solidarität zu stärken und die Mammut-Aufgabe ökologische Transformation gemeinsam zu meistern.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe "Zukunft. Klima. Demokratie.", die BürgerBegehren Klimaschutz (BBK) gemeinsam mit dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) und dem Unabhängigen Institut für Umweltfragen (UfU) organisiert.
Fotos: Michaela Zimmermann
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